Somatische Übungen: Warum sind sie so wichtig in der Atemarbeit?

Veröffentlicht am
Somatische Übungen

Atemarbeit ist weit mehr als das bewusste Ein- und Ausatmen. Sie ist ein ganzheitlicher Prozess, der den Körper, den Geist und die Emotionen miteinander in Einklang bringt. Hört sich groß an und ist es auch. Doch weißt Du welche Erkenntnis in meinen beiden Breathwork Ausbildungen für mich besonders entscheidend war? Es sind vor Allem die wirklich kleinen Dinge, die großes bewirken. Genau hier kommen somatische Übungen ins Spiel: Sie bereiten Deinen Körper darauf vor, freier und bewusster zu atmen, indem sie Stress abbauen, Verspannungen lösen und die Verbindung zwischen Körper und Geist stärken. Aber was genau macht sie so wichtig?

Was sind somatische Übungen?

Bevor wir tiefer einsteigen, lass uns klären, was somatische Übungen eigentlich sind. Das Wort „somatisch“ leitet sich vom griechischen Wort soma ab, was „Körper“ bedeutet. In der Praxis geht es bei somatischen Übungen darum, die Verbindung zwischen Körper und Geist zu stärken und die Körperwahrnehmung zu schulen. Sie basieren auf sanften, bewussten Bewegungen, die dir helfen, Spannungen loszulassen, die Beweglichkeit zu verbessern und deine innere Balance zu finden.

Der Fokus liegt dabei nicht auf Leistung oder Perfektion, sondern darauf, Deinen Körper besser zu spüren und achtsamer mit ihm umzugehen. Durch diese ganzheitliche Herangehensweise wirken somatische Übungen wie eine Brücke: Sie verbinden Deinen Körper mit Deinem Atem und bereiten Dich optimal auf tiefere Atemarbeit vor. Durch langsame, kontrollierte Bewegungen werden Verspannungen gelöst, Beweglichkeit gefördert und die Selbstregulation des Körpers aktiviert. Somatische Übungen können Elemente aus Yoga, Feldenkrais, Alexander-Technik oder anderen körperorientierten Ansätzen integrieren und helfen, Blockaden zu lösen, das Nervensystem zu beruhigen und den Energiefluss im Körper zu harmonisieren.

Somatische Übungen und Embodiment sind eng miteinander verbunden, da beide Ansätze den Körper als zentrale Ressource für Selbstwahrnehmung, Bewusstheit und Veränderung betrachten. Embodiment bedeutet, dass unser Körper nicht nur ein physisches Gefäß ist, sondern auch unsere Gefühle, Gedanken und Lebenserfahrungen widerspiegelt. Stress, Freude, Ängste und andere Emotionen manifestieren sich oft körperlich, sei es durch Verspannungen, eine aufrechte Haltung oder einen entspannten Atem.

Somatische Übungen unterstützen das Prinzip des Embodiments, indem sie helfen, diese körperlichen Manifestationen bewusst wahrzunehmen. Sie machen deutlich, wie Emotionen und Gedanken im Körper verankert sind, und schaffen eine Brücke zwischen inneren Zuständen und äußerer Haltung.

Schauen wir mal genauer hin, was wir mit somatischen Übungen alles erreichen können.

1. Stress und Spannung im Körper lösen

Unser Körper ist ein Gedächtnis für Stress und Emotionen. Wenn Du lange unter Druck stehst oder viel sitzt, speichert dein Körper diese Belastungen in Form von Verspannungen – vor allem im Schulter-, Nacken- und Brustbereich. Diese Spannungen wirken wie ein Hindernis für die Atmung: Dein Brustkorb wird steif, und die Atmung bleibt oberflächlich. Lies gerne hier weiter, wenn Du Dich für dysfunktionale Atmung, die unter anderem durch Stress ausgelöst wird.

Somatische Übungen lösen diese Spannungen auf sanfte Weise. Durch bewusste Bewegungen, Mobilisation und gezieltes Lockern des Gewebes wird dein Körper wieder durchlässig für eine freie Atmung.

Tipp für den Alltag: Probiere mal eine einfache Übung wie das bewusste Schulterkreisen: Lass die Schultern langsam kreisen, erst nach hinten, dann nach vorne. Spüre dabei, wie sich die Muskeln lockern und der Atemraum größer wird.

Kennst Du eigentlich schon meine 11 ultimativen Fragen zum Stress abbauen? Wenn nicht, schau unbedingt auch hier mal vorbei.

2. Den Parasympathikus aktivieren

Dein Nervensystem ist ein stiller Partner, wenn es um die Atmung geht. Gerade wenn Du gestresst bist, übernimmt oft der Sympathikus – der Teil Deines Nervensystems, der Dich auf Alarm schaltet. In diesem Zustand wird die Atmung flach und schnell, und Du findest nur schwer in die Entspannung.

Somatische Übungen beruhigen Deinen Körper und aktivieren den Parasympathikus, der für Entspannung und Regeneration sorgt. Das erreichst Du besonders gut durch langsame, fließende Bewegungen, die Deinen Körper in einen harmonischen Rhythmus bringen. So kommst Du automatisch auch in eine ruhigere Atmung.

Mini-Flow: Probiere eine Bewegungskombination wie das sanfte Katzen-Kuh-Strecken aus dem Yoga: Im Vierfüßlerstand machst Du Deinen Rücken abwechselnd rund und hohl, während Du im Rhythmus Deines Atems mitgehst. Schon nach wenigen Wiederholungen fühlst Du Dich entspannter und „in Deinem Körper angekommen.“

3. Somatische Übungen zum Öffnen von Atemräumen

Viele Menschen atmen flach, weil der Brustkorb und die Atemräume durch schlechte Haltung oder mangelnde Bewegung eingeschränkt sind. Eine aufrechte Haltung und ein flexibler Brustkorb sind die Basis für eine gesunde und funktionale Atmung. Somatische Übungen helfen Dir dabei, mehr Weite zu schaffen, so dass Dein Atem wieder seinen natürlichen Raum bekommt.

Übung für offene Atemräume:
Setze Dich aufrecht hin. Lege die Hände auf die Rippenbögen und atme in den Bauchraum ein. Spüre, wie sich die Rippen zur Seite ausdehnen. Beim Ausatmen lass die Schultern bewusst nach unten sinken. Wiederhole das einige Male, um Deinen Brustkorb zu weiten und Deine Atemräume zu öffnen.

4. Körperwahrnehmung fördern

Eine bewusste Atmung setzt voraus, dass Du Deinen Körper wirklich spürst. Wie bewegt sich dein Brustkorb? Wo sitzt die Spannung? Wie fühlt sich der Atem an? Diese Achtsamkeit entsteht nicht von allein – Du kannst sie durch somatische Übungen gezielt fördern.

Je besser Du Deinen Körper wahrnimmst, desto leichter fällt es Dir, den Atem zu lenken. Du lernst, in deinen Atemräumen präsenter zu sein und spürst, welche Bewegungen dir helfen, den Atem freier fließen zu lassen.

5. Energiefluss (Prana) fördern

In der Atemarbeit spielt nicht nur der Sauerstoff eine Rolle, sondern auch die Lebensenergie – im Ayurveda als Prana bekannt. Dieser Energiefluss wird durch Blockaden, Anspannung und flache Atmung gehemmt. Somatische Übungen helfen Dir, diese Hindernisse zu lösen und Deinen Energiefluss zu aktivieren. Wenn Prana frei fließen kann, fühlst Du Dich lebendiger, konzentrierter und ausgeglichener.

Energie-Boost durch Bewegung: Kombiniere Atem und Bewegung, zum Beispiel durch eine sanfte Drehung im Sitzen: Setze Dich aufrecht hin, dreh den Oberkörper nach rechts, die linke Hand auf das rechte Knie. Mit jeder Einatmung schaffst Du mehr Länge in der Wirbelsäule, mit jeder Ausatmung drehst Du ein kleines Stück weiter. Wiederhole auf der anderen Seite und spüre, wie dein Atem tiefer wird und dein Energiefluss harmonischer. Natürlich öffnest Du damit auch Deine Atemräume.

Fazit: Somatische Übungen als Türöffner für die Atemarbeit

Somatische Übungen sind weit mehr als nur ein Warm-up für die Atemarbeit. Sie lösen Spannungen, schaffen Raum für deinen Atem, aktivieren Dein Entspannungsnervensystem und fördern den Energiefluss. Gleichzeitig helfen sie Dir, Dich selbst besser zu spüren und bewusster mit Deinem Körper umzugehen.

Wenn Du Dir regelmäßig Zeit für diese Übungen nimmst, wird nicht nur Deine Atmung tiefer und freier, sondern auch Dein gesamtes Wohlbefinden verbessert. Also, lass Deinen Körper die Brücke zu Deinem Atem sein – und entdecke, wie kraftvoll die Verbindung von Bewegung und Atmung sein kann. Dein Atem wird es Dir danken!

Ich selbst habe seit über einem Jahr die feste Routine, dass ich bei jedem Übergang eine kurze somatische Übung einbaue. Wenn ich also mein Homeoffice verlasse, um in den Nachmittag mit den Kids zu starten, dehne ich meinen Körper 3 Minuten ganz ohne Perfektion oder sportlichen Anspruch. Das hat sich fast von alleine und ohne gute Vorsätze etabliert, einfach weil mein Körper spürt wie gut es ihm tut.

Das klingt spannend für Dich, aber Du hast keine Ahnung wie Du somatische Übungen in Deinen Alltag integrieren sollst? Dann schau mal, welche aktuellen Kurse und Angebote ich gerade habe. Du kannst Dir sicher sein, dass das Thema somatische Übungen immer ein Teil des Angebotes sein wird.

Wenn Du somatische Übungen bereits für Dich oder in Deiner Arbeit nutzt: Teile doch mal Deine liebste Übung mit uns! Ich bin gespannt auf unsere Sammlung an somatischen Übungen. Meine persönlichen Favoriten sind aktuell Sufi-Circles im Sitzen und leichtes Schwingen oder Federn im Stehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert