Kundenfrage Nummer 1: Darf man das im Ayurveda überhaupt essen?

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strenge Regeln im Ayurveda

Die wohl am häufigsten gestellte Frage, wenn ich auf den Ayurveda angesprochen oder beim Essen beobachtet werde, lautet: Darf man das im Ayurveda überhaupt essen? Die kurze Antwort darauf lautet: Ja klar! Die umfangreichere Antwort möchte ich hier teilen, weil es mir so sehr am Herzen liegt zu zeigen, dass strenge Regeln im Ayurveda gar nicht üblich sind und stattdessen mit individuellen Empfehlungen gearbeitet wird. Und dass diese nicht allgemeingültig, sondern von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden. Formulieren wir die Frage um in: “Empfiehlt der Ayurveda überhaupt das zu essen?” Dann ist die Antwort ein sehr klares: “Es kommt ganz darauf an.”

Strenge Regeln im Ayurveda? Ich darf alles essen

Darfst Du das überhaupt essen? Ich dachte Du machst dieses Ayurveda?! Ist da XY nicht verboten? So oder so ähnlich geht es mir in letzter Zeit öfter. Zuletzt bei einem schönen Abendessen mit Freundinnen beim Italiener. Da es nur Pasta & Pizza gibt und ich mal wieder Lust auf eine knusprige Pizza aus dem Steinofen habe, wähle ich die “Vegetaria” und genieße sie sogar noch mit einem Glas Wein dazu. Ist das ein perfekt ayurvedisches Abendessen? Nein, sicher nicht. Hat es mir gut geschmeckt? Aber ja. Und darf ich das? Na klar! Ich darf alles.

Würde ich empfehlen jeden Abend Pizza zu essen? Absolut nicht. Auch diese Pizza liegt mir ein bisschen schwer im Magen. Das macht aber nichts, weil ich mich ganz bewusst dafür entschieden habe das in Kauf zu nehmen. Und weil ich ganz genau weiß was ich morgen esse, damit ich schnell wieder in Balance komme und meine Verdauung entlaste. War es der entspannte Abend mit meinen Mädels wert? Absolut. Wie sagt Dana Schwandt immer so schön? „Nur nicht komisch werden.“

Genauso “darf” ich auch zum Frühstück etwas anderes essen als Porridge. Mache ich tatsächlich aber gar nicht mehr oft. Ich “darf” Rohkost essen, Eis und Joghurt mit frischen Früchten. Ich “darf” kalte Getränke trinken, snacken und spät abends essen. Allerdings…

Ich will nicht mehr alles essen

Ich muss bei diesen Fragen immer an meine kleine Nichte denken. Sie hat einige Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Häufig wird sie ganz mitleidig gefragt: Oh, das darfst Du leider nicht essen, oder? Sie sagt dann immer ganz selbstbewusst: Doch! Ich darf alles essen. Möchte ich nur nicht, weil ich davon Bauchweh bekomme.

So halte ich es auch mit meinen Ernährungs-Routinen. Seit ich durch den Ayurveda gelernt habe, was meinem Körper gut tut, fällt es mir so leicht auf Dinge zu verzichten, mit denen ich mich weniger leicht und ausgeglichen fühle.

Aber, Ausnahmen erlaube ich mir ausdrücklich. Ist das denn gesund? Ich denke ja! Denn ich für ein langes, gesundes Leben sind ja auch Genuss und Freude wichtig. Ständiger Verzicht führt doch auf Dauer nur zu Heißhunger und schlechter Laune. So ein hyggeliges Zusammensitzen mit lieben Freundinnen ist aus meiner Sicht auch sehr gut für die Gesundheit. Und zum Glück bekomme ich nicht von jeder Ausnahme Bauchweh. Mir scheint daher eine 80:20 Zielsetzung sehr gut, so bekommt der Körper was er braucht, ohne verbissen an vermeintlichen Regeln festzuhalten. Die Empfehlungen helfen vor allem beim Einstieg in den Ayurveda. Inzwischen esse ich ganz intuitiv und mache mir über die “Regel” dahinter gar keine Gedanken mehr.

Eigentlich schade, dass viele sich an den Ayurveda nicht herantrauen, weil sie befürchten, dass es so strenge Regeln im Ayurveda gibt. Denn eigentlich gibt es gar keine starren Regeln sondern nur – zugegebenermaßen sehr überzeugende – Empfehlungen. Die 10 wichtigsten Empfehlungen habe ich Dir hier zusammengestellt.

Durch den Ayurveda habe ich gelernt wieder viel besser auf meinen Körper und seine Signale zu hören. Daher weiß ich zum Beispiel, dass Milchprodukte auf meinem Speiseplan keinen großen Platz brauchen und warum ich abends meist auf mein früher sehr geliebtes Käsebrot gerne verzichte und stattdessen eine warme Suppe esse. Ganz ohne strenge Regeln im Ayurveda habe ich gemerkt was mir guttut. Das muss aber nicht für jeden anderen Menschen das Gleiche sein.

Darauf kommt es neben dem “Was” beim Essen an

Strenge Regeln im Ayurveda?

Am Anfang meines Artikels habe ich gesagt, bei den ayurvedischen Empfehlungen gilt ein ganz klares: “Es kommt ganz darauf an.” Ohne jetzt zu tief in die verschiedenen Dimensionen des “Wie” und “Wann” einsteigen zu wollen, zeige ich Euch hier zumindest kurz worauf es neben dem “Was” in der ayurvedischen Ernährung ankommt. Und auch hier gilt: Es sind individuelle Empfehlungen, keine starren Regeln.

Konstitution & Disbalancen

Der Ayurveda unterscheidet die drei Doshas Vata, Pitta & Kapha sowie die unterschiedlichen Mischtypen daraus. Je nachdem welche Doshas in Deiner Grundkonstitution vorherrschen, verträgst Du verschiedene Lebensmittel unterschiedlich gut bzw. benötigst eine unterschiedliche Ernährung um Deine Doshas in Balance zu halten. Auch aktuelle Disbalancen entscheiden darüber, was Du gerade gut verträgst. Bist Du zum Beispiel gerade sehr gestresst, dann gilt es vielleicht ein zu aktives Vata-Dosha zu besänftigen.

Tages-, Jahres und Lebenszeit

Auch die Tages- und Jahreszeiten werden von den 5 Elementen und damit von den Doshas geprägt. Während im heißen Sommer das Pitta Dosha mit Feuer und Erde vorherrscht, werden Herbst und früher Winter von Wind und Kälte, also dem Vata-Dosha in Form der Elemente Luft und Raum geprägt. Der Frühling wird durch Feuchtigkeit geprägt, hier sind die Elemente Erde und Wasser und mit ihnen das Kapha-Dosha besonders aktiv.

Auch wenn Du mit dieser Lehre noch wenig Kontakt hattest, kennst Du es sicherlich, dass Du im Sommer andere Dinge gerne isst als im Winter. Und auch, dass Du je nach Saison andere Dinge gut verträgst. Zum Glück bedeutet Ayurveda ja auch “Leben im Einklang mit der Natur”, so dass im Sommer viele frische Früchte und im Winter ausreichend Wurzelgemüse für wärmende Eintöpfe wächst. Auch ganz ohne strenge Regeln im Ayurveda fühlt es sich für mich einfach richtig an saisonal angepasst zu essen.

Auch die Tageszeiten haben einen Einfluss auf die Doshas und damit auf uns. So ist zum Beispiel unsere Verdauung am Morgen noch recht schwach, während mittags zur Pitta-Zeit auch das Verdauungsfeuer stärker brennt. Es kann also sein, dass Du einige Dinge mittags problemlos verträgst, während sie deiner Verdauung abends Probleme bereiten.

Auch unser Alter bzw. der aktuelle Lebensabschnitt wird von unterschiedlichen Doshas geprägt, so dass es wahrscheinlich ist, dass sich auch Deine Verdauung im Laufe Deines Lebens immer wieder ändert.

Zubereitung & Kombination der Speisen

Auch die Art der Zubereitung unserer Speisen hat einen Einfluss auf die Verträglichkeit. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob wir unsere Speisen roh, gekocht, gedünstet oder gebraten verzehren. Auch die Atmosphäre der Zubereitung und unsere Einstellung zum Essen spielen eine Rolle.

Daneben gibt es verschiedene Empfehlungen zur Kombination von Speisen. Demnach kann nicht per se gesagt werden, ob ein Lebensmittel “gut” oder “böse” ist. Es kommt immer auch auf die gewählte Kombination an. Beispielsweise ist rohes Obst für sich betrachtet grundsätzlich “gesund” in Kombination mit Kuhmilchprodukten kann es aber sehr schwer verdaulich sein.

Geschmacksrichtung & Heilkraft von Gewürzen

Auch wird empfohlen die 6 Geschmacksrichtungen so oft wie möglich einzubeziehen und so möglichst vielseitig zu Essen. Durch den Einsatz geeigneter Gewürze können oftmals schwer verdauliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte wieder ohne Probleme gegessen werden.

Menge der Nahrungsaufnahme

Auch auf die richtige Menge kommt es an. Das gilt sowohl für die geeignete Portionsgröße (hier empfiehlt der Ayurveda, dass der Magen nur ca. zu 1/3 gefüllt werden soll, damit genug Platz für den Verdauungsprozess bleibt) als auch für die Menge einzelner Lebensmittel. Hier macht also die Dosis das Gift. Kürbis kann noch so gesund sein – wenn wir nur noch Kürbis essen führt das mittelfristig zu Mangelerscheinungen und ist damit “ungesund”.

Herkunft & Qualität der Speisen

Auch wenn dies eher eine Frage des “Was essen wir?” ist, möchte ich kurz erwähnen, dass es natürlich auch auf die Herkunft und Qualität der Speisen ankommt. Eine saisonale und regionale Auswahl der Rohstoffe in Bioqualität ist dabei zu bevorzugen.

Atmosphäre & Emotionen bei der Nahrungsaufnahme

Zum Schluss nochmal kurz zu meinem Abend in der Pizzaria: Ich habe dieses Treffen und die Pizza wirklich sehr genossen. Und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen. Denn auch das spielt eine Rolle dafür, wie gut wir unser Essen vertragen. Machen wir uns permanent Vorwürfe und verurteilen uns für die “ungesunde Ernährung” so ist das im Zweifel schädlicher als die Pizza selbst. Der Brokkoli kann noch so grün und voller Nährstoffe sein. Wenn Du ihn während eines hitzigen Streitgesprächs, am Schreibtisch oder vor dem Fernseher herunterschlingst, wird er der Gesundheit keinen guten Dienst erweisen.

Muss man alle Empfehlungen auf einmal integrieren?

Kurze Antwort? Du musst gar nichts. Ganz egal ob nun Regeln oder Empfehlungen, die ayurvedische Ernährung ist durchaus komplex und lässt sich nicht anhand von Nahrungsmitteltabellen begreifen. Und selbst wenn wir es verstanden haben, heißt das noch lange nicht, dass wir alles auf einmal erfolgreich in die Tat umsetzen können.

Wir neigen gerne dazu, alles auf einmal anpassen zu wollen und auf anhieb “perfekt” umzusetzen. Wir starten dann hochmotiviert und voller Euphorie und schaffen es dann aber nicht dran zu bleiben. Deshalb ist es so wichtig, dass Du in Deinem Tempo startest und Dir erstmal auf eine einzige Veränderung konzentrierst. Starte gerne mit der Empfehlung, die Dir am leichtesten fällt und gehe die nächste erst an, wenn die erste zu einer liebgewonnen Routine geworden ist.

Denn, auch Du darfst alles essen. Wenn Du mit dem Ayurveda lernst wieder auf Deinen Körper zu hören, möchtest Du das vielleicht nicht mehr. Oder zumindest nicht mehr so oft. Dieses Risiko gehst Du ein, wenn Du Dich mit dem Ayurveda beschäftigst. Aber wenn es eins nicht gibt, dann sind es strenge Regeln im Ayurveda.

Hört sich doch eigentlich ganz vernünftig an, oder? Was ist Deine Hauptfrage zum Ayurveda? Oder wie lautet Dein Vorurteil? Lass es mich gerne hier wissen – Du bekommst auf jeden Fall ein Feedback und vielleicht entsteht aus der Antwort ja mein nächster Blogartikel.

4 Kommentare

  1. Liebe Nina
    Vielen Dank für den tollen Überblick und Einblick. Ich persönlich finde die Umstände, unter denen wir unser Essen zu uns nehmen auch so elementar. Ist mir super wichtig 💛

    Klangvolle Herzensgrüße
    Von Regina

    💛🎶💛

    1. Liebe Regina, ganz genau. Ein riesiger Stellhebel, der noch viel zu häufig komplett übersehen wird. Wenn wir hektisch oder mit negativen Emotionen unser Essen herunterschlingen nährt es uns nicht richtig. Es lohnt sich so sehr eine angenehme Atmosphäre zu gestalten und achtsam zu genießen. So wertvoll, dass Du das so auch für Dich umsetzt.

  2. Ein sehr schöner Artikel, der inspiriert und Mut macht, sich näher mit Ayurveda zu beschäftigen. Und eine großartige Antwort auf die oft gestellte Frage oder vielmehr Vorurteil, die viele Menschen davon abhält, diese Methode einfach auszuprobieren.

    1. Danke, liebe Marianna, es freut mich sehr, dass der Artikel Dir Mut macht. Denn tatsächlich finde ich es so schade, dass viele Menschen sich nicht an den Ayurveda herantrauen, weil sie befürchten, dass die Regeln zu streng sind. Dabei dürfen wir uns einfach herauspicken was in unser Leben passt. Davon profitiert unsere Gesundheit im Zweifel mehr, als vom Versuch alles perfekt umzusetzen.

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