Was ist Stress? Und warum ist Stressprävention für Eltern so wichtig?

Stress ist laut Weltgesundheitsorganisation die “Seuche des 21. Jahrhunderts”, denn chronischer Stress in Form von andauernder Überforderung kann zu Depressionen, Angststörungen und funktionellen Störungen (z.B. Herzrasen, Schwindel, Hyperventilation) sowie zu Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und vielen weiteren Erkrankungen führen. Auf keinen Fall sollten wir dieses Thema auf die leichte Schulter nehmen. Mir liegt dabei die Stressprävention für Eltern besonders am Herzen, denn gestresste Eltern haben gestresste Kinder.

Und dennoch: Wir alle benötigen ein gewisses Stresslevel, um leistungsfähig & mit dem richtigen Fokus durchs Leben zu gehen. Wie aber merkst Du, ob Du Dich gerade auf einem guten Level befindest? Und was tun, wenn Du tatsächlich von chronischem Stress geplagt bist?

Stressprävention für Eltern – Weil chronischer Stress krank macht

Im Idealfall – und das entspricht auch dem grundlegenden Ansatz des Ayurveda – fangen wir damit an, bevor wir tatsächlich durch unseren Stress krank werden. Die Stressprävention für Eltern leistet dann auch einen wichtigen Beitrag zur Prävention von psychischen Erkrankungen. Unter Prävention verstehen wir in der westlichen Welt meist die Verbeugung oder Vermeidung von Krankheiten. Der Ayurveda betrachtet Prävention mehr aus der Fülle der Möglichkeiten um das eigene (Gesundheits-) Potential auszuschöpfen.

Um dieses Potential zu nutzen und damit auch die positiven Eigenschaften von Stress wieder schätzen zu lernen, ist es hilfreich, wenn wir die vollständige natürliche Stressreaktion verstehen.

Die 3 Schritte einer vollständigen Stressreaktion

Alarmphase

Wird eine Situation als “gefährlich” eingestuft, wird automatisch eine Stressreaktion ausgelöst und der gesamte Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Das Nervensystem geht dann in den Stressmodus, egal, ob die Gefahr echt ist oder nur gefühlt.

Das Gehirn sendet ein Alarmsignal und innerhalb von Sekundenbruchteilen werden die sogenannten “Stresshormone” Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Diese setzen eine ganze Reihe an körperlichen Reaktionen in Gang. Die Herzfrequenz steigt, die Atmung wird schneller und flacher, der Blutdruck steigt, die Muskulatur wird für eine potentielle Reaktion aktiviert.

Pure Energie wird also freigesetzt, um im Zweifel unser Überleben zu sichern.

Je nach dem wie die Erwartungshaltung ist und wie die aktuellen Ressourcen eingeschätzt werden, kommt es zu unterschiedlichen Reaktionen. Schon lange bekannt und sehr gut erforscht sind die klassischen drei Reaktionsmuster: “Fight – Flight – Freeze”. Der Körper ist nun also bereit zu kämpfen, zu fliehen oder einzufrieren – sich also totzustellen – um die Situation zu bewältigen.

Die erst in jüngeren Studien beschriebene “Tend-and-befriend-Reaktion” – sich Kümmern und Anschließen – ist ein Verhaltensmerkmal von Tieren und Menschen in Stress- und Bedrohungssituationen, bei dem diese versuchen sich zu schützen, indem sie sich einer Gruppe anschließen bzw. sich mit den Umständen arrangieren und anfreunden.

Während Männer in vergleichbaren Situationen – zumindest teilweise evolutionär und genetisch bedingt – eher auf das Prinzip des Fight-or-flight ausgerichtet sind, sind Frauen eher auf Tend-and-befriend eingestellt.

Zurückzuführen ist dies darauf, dass Fliehen oder kämpfen für Schwangere und Mütter von Kleinkindern evolutionär wenig sinnvoll war, sondern als Reaktionsmöglichkeit auf chronischen Stress eher die Tend-and-befriend-Reaktion eine passende Lösungsmöglichkeit darstellte (Stangl, 2022). Gerade in der Stressprävention für Eltern ist es spannend, sich diese Reaktion genauer anzusehen.

Gesteuert wird die beschriebene “Alarmphase” von einem großen Nervenanteil im vegetativen Nervensystem, dem Sympathikus.

Handlungsphase

Im nächsten Schritt, der sogenannten “Handlungsphase” wird nun die bereitgestellte Energie verbraucht. Diese Phase ist sehr wichtig und gehört notwendigerweise zu jeder Stressreaktion dazu. Denn nur, wenn die zusätzlich bereitgestellte Energie auch abgebaut wird – zum Beispiel auf der Flucht vor einem Fressfeind, oder im Kampf mit einem Angreifer – kann im nächsten Schritt auch eine Entspannung eintreten.

Entspannungsphase

Verantwortlich für diese Entspannung ist der Parasympathikus. Werden alle 3 Phasen durchlaufen sprechen wir von einer vollständigen, kurzfristigen Stressreaktion. Diese ist für unseren Körper normalerweise nicht schädlich, wenn Anspannung und Entspannung sich in gesunder Balance befinden.

In unserem modernen Leben wird Stress allerdings eher von übervollen Kalendern, ständiger Erreichbarkeit oder durch zu hohe Ansprüche an uns selbst ausgelöst. Setzen uns diese Dinge in Alarmbereitschaft, schließt sich im Normalfall keine körperliche Anstrengung an, so dass der erforderliche Stressabbau nicht funktioniert.

Diese biologische Tatsache zu kennen, kann der Schlüssel im gesunden Umgang mit Stress sein. Denn wenn wir nicht alle 3 Schritte der vollständigen Stressreaktion durchlaufen, wird es schnell kritisch mit unserer Balance. Der Körper verharrt dann dauerhaft in höchster Alarmbereitschaft, das Nervensystem ist angespannt.

Diesen Zustand nennen wir “chronischer Stress” und der steht auf Dauer einem gesunden, glücklichen Leben im Einklang mit unserer Natur im Weg.

Stress – Das Thermostat für Wichtigkeit

Stress gehört zu unserem Leben. Ursprünglich soll er unser Überleben sichern, er funktioniert wie eine Art „Thermostat für Wichtigkeit“ und zeigt uns an, was gerade wichtig ist bzw. wichtig sein sollte. Fast ununterbrochen nehmen unsere Sinnesorgane unterschiedliche Reize auf. Unser Gehirn kategorisiert und bewertet die wahrgenommenen Situationen. Dabei legt es unsere Ressourcen (Kompetenzen, Tagesform, Unterstützung) und unsere Erwartungen zugrunde. Die Erwartungen werden durch unsere Werte, Ideale, Bedürfnisse, Glaubenssätze, unser Ego geformt.

Jedes mal wenn ein Konflikt zwischen Erwartung und Realität auftritt, verursacht das Stress. Auf diesen Konflikt reagiert der Körper und ermöglicht es uns in diesen Momenten besondere Leistungen zu erbringen.

Grundsätzlich ist also Stress gar nicht unser Feind, vielmehr schützt er uns in akuten Gefahrensituationen und kann ein wunderbarer Antreiber bei der Erreichung unserer Ziele sein. Wichtig ist, dass die Stresshormone danach wieder abgebaut werden und wir wieder zur Ruhe kommen. Gefärlich bzw. ungesund wird Stress, wenn wir dauerhaft in der Anspannung verharren.

Zu viel Stress? Frühwarnzeichen erkennen

Vielleicht kennst Du diesen Spruch: “Sagt der Körper zur Seele, sag Du es ihr, auf mich hört sie nicht.”

Will sagen: Wenn wir auf leise Signale unserer Seele nicht hören, werden uns eben deutlichere Signale in Form von körperlichen Symptomen gesendet. Darum ist es so wichtig, dass wir schon auf kleine Zeichen achten und dann gegensteuern. Ich habe erst durch den Ayurveda wieder gelernt auf mich und meinen Körper zu hören. Als Mutter hatte ich dafür vor lauter anderer Themen rund um die Kinder komplett die Aufmerksamkeit verloren.

Wenn Du Dich in einigen der folgenden Aussagen wiedererkennst, dann darfst auch Du genauer hinschauen, ob Dein Stresslevel aktuell zu hoch ist.

• Ich habe häufiger Kopfschmerzen als sonst
• Meine Nerven liegen oft blank, ich bin ungeduldig
• Meine Verdauung ist unregelmäßig
• Ich kann mich schlecht konzentrieren, meine Gedanken schweifen schnell ab
• Ich neige zu ungesundem Essverhalten, oder trinke Alkohol um abzuschalten
• Abends falle ich hundemüde ins Bett, kann aber schlecht einschlafen
• Dinge, die ich eigentlich gerne mache sind mir im Moment zu viel
• Ich ziehe mich zurück, sage Verabredungen ab

Jeder Mensch reagiert anders auf Stress, d.h. zum Einen, dass wir unterschiedliche Dinge als “stressig” empfinden. Es heißt zum Anderen aber auch, dass die Symptome oder Frühwarnzeichen individuell verschieden sind. In meiner Arbeit zur Stressprävention für Eltern schaue ich daher sehr genau mit meinen Klient:Innen welches ihre Hauptstressoren sind und welche Stresstypen sie sind. Auch dabei hilft ein Verständnis für die ayurvedische Konstitution, also die vorherrschenden Doshas, sehr.

Stressabbau kommt vor Entspannung – Sofortstrategien

Ok, natürlich ist es mit kurzfristigen SOS Strategien nicht getan, trotzdem ist es aber wichtig, dass wir ein paar Tools in der Hand haben, mit denen wir uns in akuten Stress-Situtationen helfen können.

Auch das ist sehr individuell und jeder darf für sich selbst die richtigen Strategien auswählen. Ganz egal ob Atmen, Shaken oder Tanzen – wichtig ist, dass es Dir gut tut und flexibel eingesetzt werden kann. Es muss nicht immer ein komplettes Entspannungs-Programm sein – gerade dafür haben wir ja im Stress keine Zeit. Auch ein bewusst genossener Tee oder ein kurzes Telefonat mit der besten Freundin können Wunder bewirken in der Stressprävention für Eltern.

Gerne möchte ich hier auch meine aktuellen 3 persönlichen Favoriten zum Stressabbau mit Dir teilen.

Stressprävention für Eltern – Kann man das wirklich lernen?

Um auf Dauer eine gesunde Stressprävention für Eltern zu etablieren habe ich einen 4-Stufen Plan entwickelt, denn Erfolg ist ja bekanntlich eine Treppe und kein Aufzug. Für eine natürlich gesunde Stresskompetenz ist es zunächst wichtig den eigenen Status Quo zu erkennen und sich dann das persönliche Potential bewusst zu machen. Auf der nächsten Stufe kann dann das Verhalten angepasst werden und gesunde Routinen im Umgang mit Deinem Stress etabliert werden.

So kannst Du mit mir zum Thema Stressprävention für Eltern arbeiten

Auch beim Thema Stresskompetenz haben die Meisten von uns kein reines Wissensproblem, sondern vielmehr ein Umsetzungsproblem. Deswegen ist das Thema Umsetzung und Etablierung gesunder Routinen in der Zusammenarbeit mit mir stets im Fokus.

Was stresst Dich gerade am Meisten und was sind Deine persönlichen Frühwarnzeichen? Teile es gerne mit uns in den Kommentaren.