Ayurveda oder Schulmedizin? Was sind die Vor- und Nachteile?

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Ayurveda oder Schulmedizin

Ayurveda oder Schulmedizin? Beide Systeme haben durchaus Gemeinsamkeiten, allerdings setzen sie den Fokus anders und gewichten verschiedene Aspekte unterschiedlich. Was unterscheidet diese beiden wichtigen Ansätze zur Gesundheitsversorgung? Wo liegen aus meiner Sicht die Vor- und Nachteile des Ayurveda? Und muss ich mich eigentlich entscheiden auf welches System ich setze?

Vorteile von Ayurveda

  • Empirisches Heilwissen: Der Ayurveda ist eine Erfahrungsmedizin, die vor mehr als 5.000 Jahren in Indien entstanden ist. Damit ist er eines der ältesten naturheilkundlichen Systeme der Menschheit und die Wirkung seiner Empfehlungen sind entsprechend empirisch nachweisbar.
  • Ganzheitlicher Ansatz: Der Ayurveda ist in einer Zeit entstanden, in der Medizin und Philosophie noch zusammengehörten und nicht wie heute als getrennte Disziplinen betrachtet wurden. Entsprechend betrachtet der Ayurveda den Körper, den Geist und die Seele als Einheit. Er versucht das Gleichgewicht zwischen diesen Ebenen aufrechtzuerhalten. Gesundheit wird entsprechend ganzheitlich definiert, d.h. es findet keine reine Betrachtung körperlicher Symptome statt.
  • Betonung der Prävention: Unter Prävention verstehen wir die Verhütung oder Vorbeugung von Erkrankungen. Der Ayurveda ergänzt diese Perspektive der reinen Vermeidungsstrategie um die Betrachtung der Fülle der Möglichkeiten. Es wird also ein individuell passender Lebensstil angestrebt, um das eigene Gesundheitspotential voll auszuschöpfen. Es werden aus ayurvedischer Sicht 6 Krankheitsstadien (Ansammlung, Verschärfung, Ausbreitung, Neuverteilung, Manifestation, Chronifizierung) unterschieden. Die meisten Menschen in der westlichen Welt gehen erst in Stadium 5 zum Arzt. Der ayurvedische Ansatz lehrt uns, wieder besser auf unseren Körper zu hören. So können wir bereits zu einem deutlich früheren Zeitpunkt der Krankheitsgeschichte gegensteuern.
  • Fokus auf Salutogenese: Ergänzend zum ganzheitlich-präventiven Ansatz berücksichtigt der Ayurveda auch das Konzept der Salutogenese besonders. Im Gegensatz zur Pathogenese, also den Faktoren die zur Entstehung von Krankheiten beitragen. Der Fokus richtet sich dabei auf die Gesunderhaltung. Die fernöstliche Heilkunde sieht ihre wichtigste Aufgabe darin, durch Empfehlungen für den Alltag, den Lebensstil wie Ernährung, Bewegung oder Schlaf, die Entstehung von Krankheiten zu verhindern. In China war es daher früher üblich, dass Ärzte nur so lange bezahlt wurden, wie der “Patient” gesund blieb.
  • Individualität: Ayurveda betrachtet jeden Menschen als einzigartig und verwendet personalisierte Behandlungen, die auf die individuellen Bedürfnisse und Konstitutionstypen zugeschnitten sind.
  • Ausführliche Anamnese: Neben der allgemeinen körperlichen Untersuchung, welche im Ayurveda analog zur Schulmedizin durchgeführt wird, ergänzt der Ayurveda eine ganzheitliche Anamnese. Dazu gehören zum Beispiel Fragen zur Kindheit, zur aktuellen Lebenslage, zur Lebensqualität sowie zur Ernährung und weiteren beeinflussenden Faktoren. Dabei setzt der Therapeut auf seine Empathie und die Sinneswahrnehmung.
  • Selbstwirksamkeit des Patienten: Durch die beschriebenen Punkte ändert sich auch die Selbstbestimmung und Mündigkeit des Patienten. Da häufig bereits in einem früheren Stadium der Krankheit eingegriffen wird, gibt es noch eine größere Auswahl an Optionen und eine größere Eigenbeteiligung des Betroffenen ist möglich.
  • Lebensstil- oder stressassoziierte Erkrankungen: Gerade bei diesen heute sehr häufigen Erkrankungen, können wir durch Anpassungen des Lebensstils oft eine wesentlich nachhaltigere Verbesserung erzielen, als durch eine reine Symptombekämpfung.
  • Unterstützung chronisch Kranker / “Austherapierter”: Auch bei chronischen Krankheiten wie z.B. Rheuma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Ayurveda ein wunderbarer Begleiter zur langfristigen Verbesserung der Symptome. Aufgrund seiner individuellen Betrachtungsweise findet der Ayurveda teilweise auch gute Hilfestellungen für Patienten, bei denen die klassische Schulmedizin keine allgemeingültigen Therapien anbieten kann.
  • Kausales Therapiekonzept / Behandlung von Ursachen: Während die klassische Schulmedizin üblicherweise ein symptomorientiertes Therapiekonzept verfolgt, setzt der Ayurveda auf eine Behandlung der Krankheitsursache und findet daher individuelle, langfristige Lösungen zur Wiederherstellung oder Erhaltung der Gesundheit.
  • Nahrung ist Medizin: Die pharmakologische Wirkung von Nahrungsmitteln und Kräutern ist im Ayurveda von großer Bedeutung. Kennt man diese Wirkweisen, so lässt sich bereits durch die Anpassung der Ernährung eine gesundheitsförderliche Wirkung erzielen. Dabei geht es nicht nur um Fragen des Gewichts und der Gesunderhaltung. Durch den Einsatz ausgewählter Nahrungsmittel, Kräuter und Gewürze lassen sich verschiedenste Beschwerden auf natürliche Weise behandeln.
  • Schlaf als tragende Säule der Gesundheit: Auch die explizite Betrachtung des Schlafs als Säule der Gesundheit ist gerade in der aktuellen Zeit sehr hilfreich. Denn nur wenn wir ausreichend und tief schlafen können unser Körper und unser Geist sich angemessen regenerieren.
  • Natürliche Heilmittel: Ayurveda nutzt natürliche Heilmittel wie Kräuter, Gewürze und Pflanzenextrakte, um Krankheiten zu behandeln und das Wohlbefinden zu fördern. Diese natürlichen Heilmittel haben oft weniger Nebenwirkungen als synthetische Medikamente.
  • Geringere Kosten: Auch wenn der Ayurveda hier bei uns vor allem durch teure Massagen, Wellnessbehandlungen oder Kuren bekannt ist. Durch den präventiven Ansatz des Ayurveda werden grundsätzlich eher Kosten gespart. Ein gesunder Lebensstil muss nicht teuer sein und insbesondere werden die hohen Folgekosten durch chronische Erkrankungen vermieden.

Nachteile von Ayurveda

  • Bekanntheit und Image: Anders als in Südasien, wo der die Naturheilkunde der Schulmedizin gleichgestellt ist, wird hierzulande häufig noch mit den Krankenkassen um die Übernahme der Kosten ayurvedischer Behandlungen gerungen. Davon abgesehen gewinnen auch die reinen Lifestyle Aspekte des Ayurveda immer mehr Zuspruch in der westlichen Welt. Nicht zuletzt durch die weite Verbreitung der Schwesternwissenschaft Yoga, können verschiedene Elemente des Ayurveda inzwischen auf bei uns besser Fuß fassen. So erfreuen sich zum Beispiel die Goldene Milch, oder auch das Ölziehen und Zunge schaben immer größerer Beliebtheit.
  • Mangelnde wissenschaftliche Validierung: Der Ayurveda ist tendenziell eine subjektive Medizin, die auf Erfahrung basiert. Viele Ansätze des Ayurveda wurden bisher nicht durch wissenschaftliche Studien validiert, was die Wirksamkeit und Sicherheit bestimmter Behandlungen in Frage stellt. Hier gibt es besonders im Bereich der komplexen ayurvedischen Phytotherapie und bei der Professionalisierung der ärztlichen Ayurveda-Ausbildung Nachholbedarf. Auch ein traditionelles Medizinsystem wie der Ayurveda, sollte und muss sich wissenschaftsbasiert weiterentwickeln. Inzwischen gibt es aber erste Studien – wie z.B. von 2018 an der Charité Berlin zum Thema Ayur­veda-Behandlung bei Kniegelenksarthrose welche teilweise bessere Ergebnisse als klassische Behandlungsmethoden attestieren. Gerade wenn es um Themen des Lifestyles, wie die drei Grundsäulen der Gesundheit: Ernährung, Schlaf und Energie, geht, kannst Du aber auch ohne explizit auf Ayurveda bezogene wissenschaftliche Studien bereits sehr viel Gutes für Deine Gesundheit tun.
  • Potenzielle Risiken: Die Verwendung von natürlichen Heilmitteln birgt potenzielle Risiken für unerwünschte Wirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Daher sollten diese – auch wenn es sich in Deutschland um Nahrungsergänzungsmittel handelt – nie ohne die Rücksprache mit einem erfahrenen Ayurveda-Mediziner angewendet werden.
  • Eingeschränkter Einsatz bei schweren Erkrankungen: Geht es um schwere Erkrankungen wie Krebs oder Herzerkrankungen, so verfügt der Ayurveda nicht über die notwendigen Technologien oder Medikamente, um diese Krankheiten effektiv zu behandeln. Hier möchte ich auf die moderne Schulmedizin absolut nicht verzichten. Der Ayurveda kann sehr wohl ergänzend durch Anpassungen des Lebensstils zur Verbesserung der Lage des Patienten beitragen
  • Komplexe, zeitintensive Diagnose: Die Schulmedizin verfügt über moderne Diagnoseverfahren, die eine schnelle und präzise Diagnose von Krankheiten ermöglichen. Ultraschall, Bluttests oder Röntgengeräte können sehr schnell fundierte Ergebnisse ermitteln, welche der Ayurveda so nicht bietet.
  • Nicht für Akutbehandlung geeignet: Ayurveda kann für akute Fälle, wie z.B. Verletzungen oder medizinische Notfälle, möglicherweise nicht schnell genug reagieren. So sehr ich Fan des Ayurveda bin – wenn ich einen Unfall habe möchte ich auf keinen Fall auf die modernen Methoden der Schulmedizin verzichten.

Ayurveda oder Schulmedizin?

Die vorangehende Auflistung zeigt die Unterschiede zwischen Ayurveda und heutiger Schulmedizin recht anschaulich. In der Schulmedizin dominieren das analytische Denken, logische Folgern und die Verallgemeinerung zu einer Norm. Dagegen wurden klassische Prinzipien des Ayurveda wie Ganzheitlichkeit, Individualität und der Fokus auf Prävention in der Schulmedizin zunächst ziemlich verdrängt, erlangen aber in den letzten Jahren wieder einen größeren Stellenwert.

Beide Ansätze haben sicher Ihre Vor- und Nachteile und ich freue mich natürlich, wenn Du meine nicht abschließende, subjektive Liste hier ergänzt. Die Wahl zwischen Ayurveda und Schulmedizin hängt entsprechend von vielen Faktoren ab. So zum Beispiel von der Art der Erkrankung, der individuellen Präferenz und der verfügbaren Behandlungszeit.

Fazit: Es gibt kein Entweder-Oder

Mir ist es wichtig zu betonen, dass es an dieser Stelle gar kein Entweder-Oder gibt, sondern ein “Es kommt ganz darauf an.” In vielen Fällen kann eine Kombination aus beiden Ansätzen sinnvoll sein. Ayurvedische Therapie oder eine Anpassung des Lebensstils gemäß ayurvedischer Empfehlungen kann häufig sehr gut ergänzend oder unterstützend eingesetzt werden. Das gilt gerade bei chronischen Erkrankungen, wie denen des Bewegungsapparates, bei rheumatischen Erkrankungen, Schmerzen, Erschöpfungszuständen und eben auch bei dem mir so wichtigen Thema Stress.

Zum Glück gibt es in dieser Betrachtung also kein Schwarz und Weiß. Vielmehr dürfen wir den Ayurveda als effektive Bereicherung und wichtigen Baustein besonders im Bereich der Prävention sehen. Auch die ganzheitliche Perspektive sollte aus meiner Sicht noch mehr Einzug in die Schulmedizin erhalten.

Gerade wenn Du aktuell feststellst, dass Du unter chronischem Stress leidest, wird Dir die ayurvedische Perspektive auf Deinen Alltag ganz bestimmt interessante Impulse liefern.

Vereinbare gerne direkt ein kostenloses Impulsgespräch mit mir, dann schauen wir uns gemeinsam an, wie Du Dich mit Hilfe es Ayurveda gesund halten und Deine Stresskompetenz ausbauen kannst.

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